Über 15 Jahre gab es in Deutschland zwei Konstante. Die Bundeskanzlerin heißt Angela Merkel und der Trainer der DFB-Auswahl hört auf den Namen Jogi Löw. Ersteres wird sich Ende des Jahres ändern. Zweiteres hat sich nun bekannter weise bereits geändert. Ab sofort sitzt Ex-Bayern-Coach Hansi Flick auf der Trainerbank. Die Aufgabe ist klar: Er soll für frischen Wind sorgen und die größtmöglichen Erfolge einbringen. Was tut sich aktuell rund um die Nationalmannschaft? Wir haben uns damit auseinandergesetzt.
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Abschied von Löw
Wenn einer kommt, muss ein anderer gehen. Letzteres betrifft in diesem Fall Joachim Löw. Seit 2006, also ungefähr 15 Jahre, war er Trainer der DFB-Elf. Dabei gab es einige große Erfolge, in den letzten Jahren allerdings auch immer mehr bittere Niederlagen und Enttäuschungen.
Erfolge
Keine Frage, Löws größter Erfolg mit der Nationalmannschaft war der WM-Sieg im Jahr 2014. Zum ersten Mal seit 1990 konnte sich das DFB-Team diesen Titel wieder sichern. Mario Götze traf damals im Finale in der Verlängerung gegen Argentinien zum 1:0-Sieg und machte sich somit unsterblich.
2006 und 2010 wurde Deutschland unter Löws Führung jeweils Dritter bei der WM. Im Jahr 2008 wurde der zweite Platz bei der EM erreicht. Der letzte Erfolg Löws war der Sieg beim Confed Cup 2017.
DFB-Probleme der letzten Jahre
Dem gegenüber stehen allerdings viele Probleme rund um das Team, sowie ein frühes Ausscheiden bei mehreren Turnieren der letzten Jahre. Nach dem WM-Sieg schied Deutschland bei der EM 2016 im Halbfinale gegen Frankreich aus. Löw bezeichnete das Ergebnis später als „bitterste Niederlage“ als Bundestrainer.
Noch früher und schied die Nationalelf bei der WM 2018 aus. Hier war die Reise bereits in der Vorrunde nach dem Spiel gegen Südkorea zu Ende. Ein historischer Fehltritt, denn das war einer deutschen Nationalmannschaft zuvor noch nie passiert.
Noch schmerzhafter ist das Ergebnis bei der Betrachtung des Umstandes, dass die Nationalelf als amtierender Weltmeister in das Turnier gestartet war. Bei der Nations League 2020 ging die Löw-Elf sang – und klanglos mit 0:6 gegen Spanien unter. Die WM 2021 schließlich war für Löw und die Nationalelf im Achtelfinale zu Ende. Auch hier waren die Gruppenspiele alles andere als souverän.
Sowohl von der Presse als auch von den Fans war Löw in den letzten Jahren zunehmend kritisiert worden. Das ist bei einer solch langen Laufbahn als Trainer und gleichzeitig ausbleibenden guten Ergebnissen wenig verwunderlich.
Hinzu kamen unglückliche Aktionen, wie der Verzicht auf Jerome Boateng, Mats Hummels und Thomas Müller mit der Begründung einen Umbruch einzuleiten und jungen Spielern eine Chance zu ermöglichen. Nur um die beiden letztgenannten dann doch zur EM 2021 mitzunehmen.
Auch die Kadernominierung wurde oft kritisch hinterfragt, hatte der Bundestrainer doch stets seine Lieblinge und Spieler, die trotz starker Auftritte konstant ignoriert wurden.
Generell gab der DFB in letzter Zeit kein gutes Bild ab und wurde zurecht des Öfteren kritisiert.
Das schwindende Interesse der Fans zeigte sich unter anderem in extrem niedrigen Einschaltquoten. Nicht nur aufgrund der Ergebnisse war es dieses Jahr also definitiv an der Zeit, tiefgreifende Veränderungen vorzunehmen.
Hansi Flick – Der neue (alte) Trainer
Und sie wurden vorgenommen. Nach dem Rücktritt Löws hat die Nationalmannschaft nun einen neuen Trainer: Hansi Flick. Dieser hatte 2006 als Co-Trainer von Löw bereits erste Erfahrung mit der DFB-Elf sammeln können.
Frischer Wind und Hoffnungsträger
Flick soll frischen Wind bringen und hat dazu, betrachtet man sich seine bisherige Laufbahn, nicht gerade die schlechtesten Voraussetzungen. So blickt der neue Coach der Nationalelf auf enorm große Erfolge zurück. In der Saison 2020/2021 schaffte es Flick mit dem FC Bayern ganze sechs Titel zu gewinnen – historisch im Club Fußball. Das Sextuple setzte sich wie folgt zusammen:
- die Champions-League
- den DFB-Pokal
- die deutsche Meisterschaft
- den deutschen Supercup
- den europäischen Supercup
- die FIFA Klub-Weltmeisterschaft
Generell schaut Flick auf eine erhebliche Zahl von Siegen und gleichzeitig nur wenigen Niederlagen während seiner Amtszeit zurück. Grund genug also, zu hoffen, dass die Nationalmannschaft durch ihn einen echten Push bekommt.
In der Presse wird Flick wohlwollend aufgenommen und von vielen Medien als Hoffnungsträger gesehen und betitelt. Bei den Fans ist Flick mit seiner ruhigen und gelassenen Art ebenfalls beliebt. Bereits im April 2021 ergab eine Umfrage der Webseite kicker.de, dass eine überwältigende Mehrzahl der Fans ihn für den Posten des Nationaltrainers für geeignet hält.
Und sie sollten Recht behalten. Nachdem das erste Spiel unter Flicks Leitung mit einem überschaubaren 2:0 gegen Lichtenstein begann, folgte jüngst ein 6:0 gegen Spitzenreiter Armenien. Das diese Gegner nicht der Maßstab der DFB-Elf sind, sollte jedem klar sein. Dennoch war es teilweise begeisternder Offensiv-Fußball mit vielen jungen Gesichtern und klaren taktischen Vorgaben. All das, was die letzten Jahre eben gänzlich vermisst wurde.
Es darf also gutes Wissen gehofft werden, dass die Begeisterung für die Nationalelf weiterhin wächst und auch die Hobbys rund um den Sport den Fans größeren Spaß machen. Das gilt natürlich zum einen für den Fußballabend vor dem Fernseher oder eben in Form eines Stadionbesuchs. Für Fans bietet sich also die Möglichkeit bei Spielen der DFB-Elf Prognosen abzugeben und wieder auf die deutsche Nationalmannschaft zu setzen. Mittlerweile gibt es hierfür auch online viele Möglichkeiten. Vergleichsportale bieten Anfängern eine erste Übersicht sowie Bewertungen der bekanntesten Anbieter. Wer also auf Flick und sein Team wetten möchte, kann sich hier umfassend informieren.
Personelle Veränderungen im Trainerstab
Neben Flick gab es im Trainerstab auch weitere Veränderungen. So sind einige seiner vier Assistenten ebenfalls neu. Neben Flick sind für das Coaching der DFB-Elf ebenfalls verantwortlich:
- Marcus Sorg
- Mads Buttgereit
- Andras Kronenberg
- Danny Röhl
Marcus Sorg ist einer von zwei Assistenztrainern. Er ist in diesem Job nicht neu, sondern erfüllt die Aufgabe bereits seit dem Jahr 2016. Frühere Stationen seiner Karriere waren das Coaching der U17-Mannschaft des FC Bayern München sowie der U19-Nationalmannschaft.
Mads Buttgereit wiederum ist neu in seiner Aufgabe beim DFB. Der Däne soll als Experte dabei helfen, das Spiel der Nationalelf bei Standards zu verbessern.
Andreas Kronenberg tritt in große Fußstapfen. Er ist der Nachfolger des letzten Torwarttrainers Andras Köpke, der diese Aufgabe fast 17 Jahre lang ausfüllte. Kronenberg kommt ursprünglich aus der Schweiz. Seit einem Jahrzehnt ist der Torwarttrainer beim SC Freiburg und brachte dort durch seine Arbeit so einige große Torhüter heraus. Trotz seines neuen Jobs bei der Nationalelf geht er dieser Aufgabe auch erst einmal weiterhin nach.
Danny Röhl ist ein weiterer Neuzugang und neben Marcus Sorg der zweite Co-Trainer. Den erst 32-Jährigen bringt Flick aus seiner Zeit beim FC Bayern mit, dort war er eine wichtige Stütze. Vor seiner Aktivität bei Bayern München war Röhl Co-Trainer bei RB Leipzig und Southampton. Er genießt also bereits trotz seines vergleichsweise jungen Alters großes Vertrauen.
Neuer Stil im Training und in der Öffentlichkeit
Bereits jetzt lässt sich zudem festhalten: Flick bringt sowohl im Training als auch bei seiner Kommunikation mit der Presse einen neuen Stil mit. Für Letzteres nimmt er sich Zeit, wie bereits beim ersten Training zu erkennen war. Er macht deutliche Ansagen und gibt sich mit voller Leidenschaft als Motivator für die Spieler. Hier ist es sicherlich kein Nachteil, dass er einen Großteil des Kaders bereits durch seine Zeit beim FC Bayern kennt.
Flick spricht viel mit seinen Spielern und versprüht Positivität. Eines seiner Ziele ist ein aktiveres Spiel der deutschen Mannschaft.
Schnelles Umschalten, vertikale Pässe in die Tiefe, das Spiel soll deutlich mehr Tempo bekommen. Bereits gegen Armenien war zu sehen, dass Flick gegen den Ball auf eine kompakte Abwehrkette setzt, während die Spieler im Ballbesitz umgehend Richtung gegnerisches Tor ausschwirren. Die Aufgabenverteilung ist zudem auch wieder klar geregelt. Angetrieben wird das Spiel durch das Erfolgsduo Kimmich und Goretzka. Auch Marco Reus erhält eine wichtige Aufgabe im System Flick. Der vermutlich größte Unterschied liegt aber vor allem in der Berufung junger Spieler, nicht zuletzt der EM-Sieger aus der U21.
Veränderter Kader
So gibt er gleich einer ganzen Reihe von jungen Spielern eine Chance. Dazu gehören unter anderem:
- Karim Adeyemi
- Nico Schlotterbeck
- David Raum
- Lukas Nmecha
- Jamal Musiala
Adyemi ist erst 19 Jahre alt und stellt sein Können aktuell in Salzburg unter Beweis und trag auch direkt in seinem Debüt nach Einwechslung gegen Armenien. Der 21-jährige Schlotterbeck spielt momentan beim SC Freiburg und bietet mehr Handlungsspielraum für etwaige Umstellungen in der Defensive.
David Raum ist 23 Jahre alt, Linksverteidiger bei Hoffenheim und wie die anderen beiden ebenfalls U21 Europameister.
Mit Florian Wirtz (18) und Jamal Musiala (18) verfügt Flick zudem über zwei Ausnahmetalente, die ganz sicher ihrne Weg in der DFB Elf gehen werden. Beide harmonierten wussten in ihren Einsätzen zu überzeugen und werden auch weithin Teil des Kaders sein.
Fazit
So lässt sich nach den ersten Wochen in Flicks Amtszeit als Nationaltrainer festhalten, dass ein Aufbruch erkennbar ist. Dies wird auch von der Öffentlichkeit entsprechend wahrgenommen. Durch verschiedene Veränderungen zeigt der neue Bundestrainer sehr deutlich, dass er diese Rolle verstanden hat und annimmt. Zu welchen Erfolgen dies nun final führen wird, wird die Zeit zeigen. Eine gewisse Begeisterung für die Nationalelf konnte er jedoch bereits jetzt wieder entfachen. Er will und kann auch der nächste Weltmeistertrainer werden. Die Fußball Weltmeisterschaft in Katar ist noch knapp ein Jahr entfernt und er hat die Möglichkeit ein gutes Team zu formen.