Gerd Müller – der Bomber der Nation

Uwe Seeler (R) und Gerd Mueller 2010 bei der Präsentation des neuen Bundesliga-Spielballs "Torfabrik" AFP PHOTO / JOHN MACDOUGALL
Uwe Seeler (R) und Gerd Mueller 2010 bei der Präsentation des neuen Bundesliga-Spielballs „Torfabrik“ AFP PHOTO / JOHN MACDOUGALL

Sein Spitzname stammt aus einer Zeit, als die deutsche Sprache noch etwas martialischer geprägt war. Der „Bomber der Nation“ war aber kein Pilot mehr, sondern ein Strafraumstürmer, der mit seinen Toren Deutschland zum Welt- und Europameister machte. Der am 03. November 1945 in Nördlingen geborene Müller ist bis heute der einzige deutsche Spieler, der im Nationaltrikot mehr Tore erzielte, als er Länderspieleinsätze hatte. Seine Rekordmarke von 68 Treffern hatte dabei mehr als vierzig Jahre bestand, wurde dann allerdings von Miroslav Klose übertroffen – der allerdings deutlich mehr Spiele benötigte.

Müller war dabei kein filigraner Stürmer, besaß aber die Fähigkeit sich auf engstem Raum durchzusetzen und zum Abschluss zu kommen. Seine Schüsse aus einer schnellen Drehung heraus wurden dabei zu seinem Markenzeichen. Mit den gewöhnlichen Verteidigungsvarianten war dem Bomber zumeist nicht beizukommen. Viele Teams gingen deshalb dazu über, Müller mit gleich zwei Verteidigern in Manndeckung zu nehmen. Dieser hatte in seiner Karriere allerdings immer auch Weltklasse-Mitspieler an seiner Seite, die die so entstehenden Räume zu nutzen wussten.

Update am 08.Oktober 2015: Der Bomber der Nation ist Demenzkrank und lebt in einem Pflegeheim. Seit Jahresbeginn ist bekannt, dass der 70 jährige Stürmer an Alzheimer erkrankt sei. Seinen letzten öffentlichen Auftritt hatte er im August 2013 beim Sport-Bild-Award in Hamburg, als er für sein Lebenswerk ausgezeichnet wurde.

Update am 03.November 2015: Wir gratulieren zum heutigen 70.Geburtstag von Gerd Müller. Seine 365 Tore in der Bundesliga sind weiterhin legendär! Wir gratulieren ihm ganz herzlich!

Gerd Müller vor der WM 1970 in Mexiko. AFP PHOTO
Gerd Müller vor der WM 1970 in Mexiko. AFP PHOTO

Beinahe wäre Müller beim Lokalrivalen gelandet

Seine ersten Schritte als Fußballer machte Müller allerdings beim TSV Nördlingen. Dort wurde er in der A-Jugend sowohl vom TSV 1860 München, als auch von den Bayern umworben. Weil er Angst hatte, sich bei den 60ern nicht durchsetzen zu können, wechselte Müller schließlich zu den damals noch zweitklassigen Bayern. Mit seinen Toren trug er maßgeblich dazu bei, dass sich der FC Bayern schnell an der Spitze der Bundesliga und Europas etablierte. Mitte der 70er Jahre gehörte Müller ohne Zweifel zu den beiden erfolgreichsten Mannschaften der Welt. Im Vereinstrikot holte er mit den Bayern dreimal in Folge den Europokal der Landesmeister 1974, 1975 und 1976 und im Nationaltrikot wurde er 1972 Europameister und 1974 Weltmeister.

Rekorde für die Ewigkeit

Noch beeindruckender als seine vielen Titel sind allerdings seine Torrekorde. Mit 365 Toren in 427 Spielen führt Müller bis heute mit weitem Abstand die ewige Torjägerliste der Bundesliga an. Mit seinen 14 WM-Toren – erzielt bei nur zwei WM-Teilnahmen 1970 und 1974 – hielt er zudem lange Zeit den entsprechenden Rekord, bevor er zunächst von Ronaldo und dann von Miroslav Klose übertroffen wurde. Auch im Europapokal wusste Müller stets, wo das Tor stand. So kommt er beispielsweise im Landesmeisterpokal auf eine Torquote von im Schnitt einem Tor pro Spiel. Seine Nationalmannschaftskarriere beendete Müller – vergleichsweise früh – bereits nach dem WM-Finale 1974. Bei den Bayern spielte er noch viereinhalb weitere Jahre, bevor er in die USA wechselte und dort seine Karriere ausklingen ließ.

Die 10 erfolgreichsten Torschützen der deutschen Fußballnationalmannschaft

PlatzSpieler/InSpieleToreTorquote
1Miroslav Klose137710,518
2Gerd Müller62681,097
3DDRJoachim Streich105590,562
4AktivLukas Podolski125480,384
5Jürgen Klinsmann108470,435
5Rudi Völler90470,522
7Karl-Heinz Rummenigge95450,474
8Uwe Seeler72430,597
9Michael Ballack98420,429
10Oliver Bierhoff70370,529
Der Portugiese Eusebio (L) und Deutschlands Stürmer Gerd Müller bei der Verleihung des Goldenen Fussballs 1973 in Paris - die besten Stürmer in Europa. AFP PHOTO
Der Portugiese Eusebio (L) und Deutschlands Stürmer Gerd Müller bei der Verleihung des Goldenen Fussballs 1973 in Paris – die besten Stürmer in Europa. AFP PHOTO

Wann spielte Gerd Müller?

Vereine in der Jugend
1960 - 1963TSV 1861 Nördlingen
Vereine als Aktiver
JahreVereinSpiele (Tore)
1963 - 1964TSV 1861 Nördlingen33 (46)
1964 - 1979FC Bayern München453 (398)
1979 - 1981Fort Lauderdale Strikers71 (38)
1981 - 1982Smiths Brothers Lounge42 (33)
Nationalmannschaft
1966Deutschland U-231 (1)
1966 - 1974Deutschland62 (68)
Stationen als Trainer
ab 1992FC Bayern München Amateure/II (Co-Trainer)
Torlegende Gerd Müller (G) bei der EM 1972 am 19.Juni 1972 in Brüssel gegen die UdSSr (AFP Foto)
Torlegende Gerd Müller (G) bei der EM 1972 am 19.Juni 1972 in Brüssel gegen die UdSSr (AFP Foto)

Was macht Gerd Müller heute?

Auf die große Karriere folgten private Probleme

Nachdem sich ein Wechsel zu 1860 München zerschlagen hatte, spielte Müller insgesamt drei Jahre in den Vereinigten Staaten und spielte dort für die Fort Lauderdale Strikers und den Verein Smith Brothers Lounge. Noch während seiner aktiven Karriere eröffnete er dort zudem ein Steakhouse namens „Gerd Müllers Ambry“. Das Lokal war bei deutschen Touristen sehr beliebt, wurde von der einheimischen Bevölkerung aber nur selten aufgesucht. Müller wurde zudem alkoholkrank und kehrte mit seiner Familie 1984 nach Deutschland zurück. Anfang der 1990er Jahre konnte Uli Hoeneß Müller dann zu einer Entziehungskur überreden und stellte diesen anschließend als Trainer bei den Bayern an. Inzwischen besitzt Müller die A-Lizenz und arbeitet bei den Bayern im Amateurbereich. Auch macht er Werbung für Müller Milch zusammen mit Thomas Müller, der allerdings nicht mit ihm verwandt ist.

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