Sein letztes Spiel wird Jürgen Kohler nicht in besonders positiver Erinnerung behalten haben. Im Uefa-Pokal-Finale 2002 gegen Feyenoord Rotterdam sah er im Trikot von Borussia Dortmund bereits in der 31. Minute die Rote Karte. Sein Team unterlag letztlich mit 2:3. Solche Niederlagen allerdings waren in der Karriere von Jürgen Kohler eher eine Seltenheit. Der von den Dortmunder Fans als „Fußballgott“ verehrte Innenverteidiger hat beinahe alle Titel gewonnen, die man im Weltfußball gewinnen kann: Er wurde Weltmeister, Europameister, Champions-League-Sieger, Uefa-Pokal-Sieger und gewann die Deutsche und die Italienische Meisterschaft.
Er war dabei als unerbittlicher Verteidiger bekannt und lieferte sich mit fast allen großen Stürmern seiner Zeit intensive Duelle. Auch in der Nationalmannschaft, deren Trikot er insgesamt 105 Mal überstreifte, war er mehr als zehn Jahre lang eine feste Stütze.
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Der Weg zum Weltmeistertitel in Italien
Kohler wurde am 06. Oktober 1965 in Lambsheim geboren und begann seine Profikarriere beim benachbarten SV Waldhof Mannheim. Dort absolvierte er bereits 95 Ligaspiele, bevor er zum 1. FC Köln wechselte und dort auch seinen ersten Einsatz im Europapokal feierte. Mit guten Leistungen machte er auch Teamchef Franz Beckenbauer auf sich aufmerksam und durfte ab 1986 regelmäßig das DFB-Trikot überstreifen. Sein erstes großes Turnier war dabei die Europameisterschaft 1988 im eigenen Land. Im Halbfinale gegen die Niederlande traf Kohler dabei auf Marco van Basten, der sich bei diesem Turnier auf dem Höhepunkt seiner Karriere befand. Die beiden lieferten sich ein intensives Duell, das van Basten allerdings für sich entscheiden konnte. Er holte in der 55. Minute einen Elfmeter heraus und traf in der 88. Minute selbst zum entscheidenden 2:1. Zwei Jahre später allerdings – Kohler trug im Verein nun das Trikot Bayern Münchens – konnte Kohler den größten Erfolg seiner Karriere feiern: In Italien gewann er mit dem deutschen Team die Weltmeisterschaft. Kohler war dabei unumstrittener Stammspieler in der Innenverteidigung.
Internationale Erfahrung bei Juventus Turin
Ein Jahr nach diesem Triumph wechselte Kohler in die Serie A zu Juventus Turin. Dort etablierte er sich schnell als Führungsspieler und gewann 1992 die Auszeichnung zum besten ausländischen Spieler. Zudem gewann er 1993 mit dem Uefa-Cup seinen ersten internationalen Titel im Vereinstrikot. Im Finale traf Juventus ausgerechnet auf den deutschen Vertreter Borussia Dortmund. Drei Jahre später wechselte Kohler dann selbst ins Ruhrgebiet und streifte fortan das schwarz-gelbe Trikot des BVB über. 1996 führte er die deutsche Nationalmannschaft als Kapitän zur Europameisterschaft in England. Bereits im ersten Spiel verletzte er sich allerdings am Knie und konnte bis zum Titelgewinn nicht mehr selbst eingreifen. Ein Jahr später krönte er seine Vereinskarriere dann mit dem Gewinn der Champions-League. Finalgegner war dabei wiederum das hoch favorisierte Juventus Turin. Doch Dortmund behielt mit 3:1 die Oberhand.
Wann spielte Jürgen Kohler ?
Vereine | ||
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Jahre | Verein | Spiele (Tore) |
1983 - 1987 | Waldhof Mannheim | 95 (6) |
1987 - 1989 | 1. FC Köln | 57 (2) |
1989 - 1991 | FC Bayern München | 55 (6) |
1991 - 1995 | Juventus Turin | 102 (8) |
1995 - 2002 | Borussia Dortmund | 191 (14) |
Nationalmannschaft | ||
1983 - 1984 | Deutschland U-18 | 8 (1) |
1985 - 1987 | Deutschland U-21 | 11 (0) |
1986 - 1998 | Deutschland | 105 (2) |
Was macht Jürgen Kohler heute?
Heute ist Kohler Vermögensberater und Unternehmensrepräsentant
Kohler konnte – wie die anderen Weltmeister von 1990 auch – seinen Trainerschein in einem verkürzten Lehrgang von nur zwei mal zwei Wochen erwerben. Anschließend trainierte er für ein knappes Jahr die deutsche U21-Nationalmannschaft, bevor er 2003 als Sportdirektor zu Bayer 04 Leverkusen wechselte. Anschließend arbeitete Kohler noch beim MSV Duisburg und beim VfR Aalen als Trainer im Profibereich. Inzwischen ist Kohler allerdings nicht mehr hauptberuflich mit Fußball beschäftigt. Stattdessen arbeitet er als Vermögensberater und Unternehmensrepräsentant und wohnt im Norden von Rheinland-Pfalz an der Grenze zu Nordrhein-Westfalen. In seiner Freizeit engagiert er sich zudem für die Stiftung Jugendfußball und trainiert den Oberligisten SC Hauenstein.