WM 2006: Deutschland im Sommermärchen nur Dritter

Besonders aufgrund des positiven Abschneidens und Auftretens der deutschen Nationalmannschaft, doch zum größten Teil dank der Begeisterung der deutschen Bevölkerung zusammen mit den Fans aus aller Welt, ging die Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland als das Sommermärchen in die Geschichtsbücher ein. Vor der Weltmeisterschaft war aufgrund der schwachen Testspielergebnisse der DFB-Auswahl von großer Euphorie nicht viel zu spüren. Doch schon mit dem Eröffnungsspiel segelte die DFB-Auswahl auf einer Erfolgswelle bis hin zu Platz drei. Den WM-Titel schnappte sich am Ende aber Italien, die im Finale von Berlin Frankreich im Elfmeterschießen bezwangen.  WM 2006 – Alle Ergebnisse, Spielplan & Tabellen.

Die Deutsche Nationalmannschaft bei der WM 2006 in Deutschland: Miroslav Klose, Torsten Frings, Lukas Podolksi, Bernd Schneier and Bastian Schweinsteiger, (hinten, L-R): Tim Borowski, Christoph Metzelder, Torwart Jens Lehmann, Per Mertesacker, Michael Ballack und Marcell Jansen. AFP PHOTO JOHN MACDOUGALL
Die Deutsche Nationalmannschaft bei der WM 2006 in Deutschland: Miroslav Klose, Torsten Frings, Lukas Podolksi, Bernd Schneier and Bastian Schweinsteiger, (hinten, L-R): Tim Borowski, Christoph Metzelder, Torwart Jens Lehmann, Per Mertesacker, Michael Ballack und Marcell Jansen. AFP PHOTO JOHN MACDOUGALL

Deutschlandtrikot bei der WM 2006

Das Heimtrikot wurde traditionell in weiß gehalten und überraschte mit deutschen „Rallyestreifen“ an der Seite. Bei der Farbwahl zum Auswärtstrikot nahm Bundestrainer Jürgen Klinsmann Einfluss, der auf die Farbe Rot bestand, die für aggressive Spielweise und positives Denken stand. Der rechte Ärmel und Seite wurde in Schwarz gehalten.

DFB Auswärtstrikot WM  2006
DFB Auswärtstrikot WM 2006

Der Kader der deutschen Nationalmannschaft

Eine der berühmten Blockbildungen gab es im Kader zur Weltmeisterschaft 2006 nicht und dennoch hatte das Team in „Capitano“ Michael Ballack seinen Leader, dem Thorsten Frings zur Seite stand. Die größte Überraschung vor dem Turnier war die Nominierung von Jens Lehmann als Nummer eins, der den davor unantastbaren Titanen Oliver Kahn auf die Bank verdrängte. Bis auf Ersatztorwart Timo Hildebrand kamen alle weiteren Spieler im Laufe des Turniers zu einem Einsatz, was ungewöhnlich für eine Weltmeisterschaft ist.

Miroslav Klose beim Torjubel gegen Ecuador am 20. Juni 2006 im Berliner Olympiastadion. AFP PHOTO / VINCENZO PINTO
Miroslav Klose beim Torjubel gegen Ecuador am 20. Juni 2006 im Berliner Olympiastadion. AFP PHOTO / VINCENZO PINTO

Der Turnierverlauf der deutschen Nationalmannschaft

WM 2006 Gruppe A Spielplan

DatumMannschaft1-Mannschaft2Ergebnis
09. Jun 06DeutschandCosta Rica4:2 (2:1)
09. Jun 06PolenEcuador0:2 (0:1)
14. Jun 06DeutschandPolen1:0 (0:0)
15. Jun 06EcuadorCosta Rica3:0 (1:0)
20. Jun 06EcuadorDeutschland0:3 (0:2)
20. Jun 06Costa RicaPolen1:2 (1:1)

Zum Auftakt traf Deutschland im Eröffnungsspiel auf Außenseiter Costa Rica. Deutschland begann furios und nach sechs Minuten jubelte das gesamte Land. Philipp Lahm zog von der linken Seite in den Strafraum und zirkelte den Ball ins rechte obere Eck. Sechs Minuten später nutzten die Mittelamerikaner eine deutsche Abwehrschwäche und glichen durch Paulo Wanchope aus. Nur weitere fünf Minuten später traf Miroslav Klose zur 2:1-Halbzeitführung. In der 61. Minute war es erneut Klose, der mit seinem zweiten Tor zum 3:1 traf. Danach verflachte das Spiel und Costa Rica kam besser ins Spiel und belohnte sich in der 73. Minute erneut durch Wanchope mit dem 2:3-Anschlusstreffer. Frings erlöste drei Minute vor dem Ende mit einem 30-Meter-Weitschusstor zum 4:2 seine Mannschaft und eine ganze Nation.

Gegen Polen zeigte sich die deutsche Abwehr wieder von ihrer besseren Seite und ließ in den 90 Minuten nur wenige Torchance für den Gegner zu. Selbst erspielte man sich unzählige Torchancen, doch meist versagten den Spielern die Nerven, oder ein Pole warf sich in den Ball. In Durchgang zwei erhöhte der Gastgeber die Schlagzahl und nachdem der polnische Mittelfeldspieler Radoslaw Sobolewski in der 74. Minute mit Gelb-Rot den Platz verlassen musste, rollten quasi im Minutentakt die Angriffe der Deutschen aus das Tor der Polen. Doch noch immer wollte kein Treffer fallen. Als alle mit einem Unentschieden rechneten, flankte David Odonkor aus vollem Lauf in die Mitte, wo Oliver Neuville den Ball am polnischen Keeper zum 1:0 vorbeispitzelte und das Stadion in Dortmund in ein Tollhaus verwandelte. Vor der abschließenden Partie gegen Ecuador stand der Einzug ins Achtelfinale bereits fest und schon nach vier Minuten brachte Klose das deutsche Team mit 1:0 in Front. Fortan dümpelte das Spiel vor sich hin und erst mit dem Halbzeitpfiff folgte noch ein Geniestreich von Ballack, so dass Klose den Ball nur noch ins leere Tor versenken musste. In der zweiten Halbzeit schonte sich Deutschland für das bevorstehende Achtelfinale, erhöhte aber noch durch Podolski (57.) auf 3:0.

WM 2006 Gruppe A Tabelle

Nr.MannschaftSpGUVPunkteTore
1Deutschland330096
2Ecuador320162
3Polen31023-2
4Costa Rica30030-6

Die K.o.-Spiele

Im Achtelfinale war Schweden die erste Hürde und die deutsche Elf legte los wie die Feuerwehr. Bereits nach vier Minute zappelte der Ball im schwedischen Kasten, nachdem Klose im Fallen scheiterte, Podolski aber den Abpraller im Tor versenkte. Acht Minuten später schockte erneut Podolski die Skandinavier mit dem 2:0. Nun gingen die Tres Kroners robuster zur Sache, wodurch der DFB-Sturmlauf etwas gebremst wurde. Doch in der 35. Minuten zahlte die schwedische Mannschaft für ihre harte Gangart den Preis und verlor Teddy Lucic mit Gelb-Rot. Nach Wiederanpfiff waren nur Sekunden in der zweiten Halbzeit gespielt, als Mattias Jonson frei vor Lehmann auftauchte, aber am Keeper scheiterte. In Minute 54. erhielt Schweden die nächste Chance zurück ins Spiel zu finden, doch einen zweifelhaften Elfmeter jagte der selbst gefoulte Hendrik Larsson über das deutsche Tor. So blieb es beim verdienten 2:0 für Deutschland.

WM 2006 Endrunde

DatumRundeMannschaft1-Mannschaft2Ergebnis
24. Jun 06AchtelfinaleDeutschlandSchweden2:0 (2:0)
24. Jun 06AchtelfinaleArgentinienMexiko2:1 n.V. (1:1, 1:1)
25. Jun 06AchtelfinaleEnglandEcuador1:0 (0:0)
25. Jun 06AchtelfinalePortugalNiederlande1:0 (1:0)
26. Jun 06AchtelfinaleItalienAustralien1:0 (0:0)
26. Jun 06AchtelfinaleSchweizUkraine0:3 i.E. (0:0)
27. Jun 06AchtelfinaleBrasilienGhana3:0 (2:0)
27. Jun 06AchtelfinaleSpanienFrankreich1:3 (1:1)
30. Jun 06ViertelfinaleDeutschlandArgentinien4:2 i.E. (1:1, 1:1, 0:0)
30. Jun 06ViertelfinaleItalienUkraine3:0 (1:0)
01. Jul 06ViertelfinaleEnglandPortugal1:3 i.E. (0:0)
01. Jul 06ViertelfinaleBrasilienFrankreich0:1 (0:0)
04. Jul 06HalbfinaleDeutschlandItalien0:2 n.V. (0:0)
05. Jul 06HalbfinalePortugalFrankreich0:1 (0:1)
08. Jul 06Spiel um Platz 3DeutschlandPortugal3:1 (0:0)
09. Jul 06FinaleItalienFrankreich5:3 i.E. (1:1, 1:1, 1:1)

Mit Argentinien wartete im Viertelfinale ein ganz anderes Kaliber auf Deutschland. Was folgte war ein Spiel was an Dramatik kaum zu überbieten war. Beide Ex-Weltmeister neutralisierten sich in einer rassigen ersten Halbzeit auf hohem Niveau und nur vier Minuten nach Anpfiff der zweiten Hälfte gingen die Argentinier durch einen Kopfball von Roberto Ayala mit 1:0 in Führung. Deutschland schaltete einen Gang höher und erspielte sich Vorteile, doch noch wollte der Ausgleich nicht fallen. Zehn Minuten vor dem Ende war es Klose der zum 1:1 ausglich und beide Teams in die Verlängerung schickte. Auf beiden Seiten lag ein Tor in der Luft, doch erst das Elfmeterschiessen sollte die Entscheidung bringen. Die ersten drei Schützen trafen, dann versagten Ayala die Nerven. Wieder trafen die nächsten drei, und so musste Esteban Cambiasso beim Stande von 4:2 für Deutschland treffen, scheiterte aber an Lehmann und ließ Deutschland ins Halbfinale einziehen.

Als Halbfinalgegner wartet Italien auf Deutschland und wieder einmal sollte es im Klassiker zu einer spannenden Partie kommen. In den ersten 90 Minuten hatten beide Teams nur wenige klare Torchancen und so ging es in die Verlängerung. Dort agierte Italie überraschenderweise offensiv, erzielte aber trotz klarster Torchancen keinen Treffer. Erst als alle sich erneut auf ein Elfmeterschießen eingestellt hatten, schlenzte Fabio Grosso nach einer Ecke in der 119. Minute den Ball ins lange Eck zum 1:0 für Italien ein. Deutschland warf alles nach vorn und wurde bereits im nächsten Konter mit dem 0:2 Endstand bestraft.

Das Spiel um Platz drei

Mit einigen personellen Veränderungen ging Deutschland in die Partie gegen Portugal. Besonders die Aufstellung von Schweinsteiger sollte sich rentieren. Nach einer schwungvollen Auftaktphase, in der Kahn einige tolle Paraden zeigte und Portugal besser im Spiel war, erarbeitete sich auch Deutschland Chancen. Torlos ging es in die zweite Hälfte, in der es Schweinsteiger mit einem 23-Meter-Knaller oblag, die DFB-Elf in Führung zu bringen (56.). Nur fünf Minuten später zog erneut der Münchner ab und Petit fälschte den Ball ins eigene Tor ab. In der 78. Minute traf dann Schweinsteiger wieder allein zum 3:0. Zwei Minuten vor dem Ende gelang Nuno Gomes noch die Ergebniskosmetik zum 3:1, Deutschland aber sicherte sich Platz drei bei der Heim-WM.

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